Letzten Sonntag saß ich in der Sonne, meine Familie spielte Fußball, das Wetter war warm, die Stimmung eigentlich schön. Und doch fühlte ich mich… leer. Nicht traurig. Nicht verzweifelt. Aber auch nicht erfüllt. Eher wie in Watte. Unruhig und gleichzeitig müde. Ich wusste: Eigentlich müsste ich jetzt glücklich sein. Aber ich war es nicht.
Ich beobachtete meine Kinder, hörte das Lachen, spürte die Sonne auf der Haut – und in mir war kein Echo. Kein tieferes „Ja“. Kein Ankommen. Nur dieses diffuse Gefühl, das so schwer greifbar ist.
Und trotzdem war ich gleichzeitig dankbar. Dankbar im Kopf – aber nicht im Herzen. Ich wusste, wie viel Gutes gerade da war. Aber ich fühlte es nicht.
Zwischen Wissen und Fühlen
Ich glaube, viele kennen das: Wir schauen auf unser Leben und sehen, dass da eigentlich so vieles ist, wofür wir dankbar sein könnten. Eine Familie. Gesundheit. Ein sicherer Ort. Vielleicht sogar ein bisschen Sonne. Und doch: Das Gefühl dazu fehlt manchmal.
Und dann kommt nicht selten ein schlechtes Gewissen dazu: Darf ich mich so fühlen, wenn doch alles okay ist?
Vielleicht ist es auch dein Nervensystem
Solche Momente, in denen wir innerlich wie abgeschnitten wirken, obwohl „alles gut“ scheint, können auch mit unserem Nervensystem zu tun haben. Manchmal reagiert unser Körper auf Dauerstress, Überforderung oder emotionale Erschöpfung mit einem sogenannten Freeze-Zustand – einer Art innerem Rückzug. Das ist kein persönliches Versagen. Es ist ein Schutzmechanismus. Und der sagt oft: „Es ist gerade einfach zu viel.“
Allein zu wissen, dass das eine ganz normale, körperliche Reaktion ist, kann helfen, milder mit sich zu sein.
Das Leben ist nicht immer fühlbar
Unsere Gefühle sind keine Maschinen, die zuverlässig das abbilden, was im Außen passiert. Manchmal hinkt die Seele hinterher. Oder sie ist müde. Überfordert. Oder einfach leer, weil zu viel war. Vielleicht auch, weil etwas fehlt, das wir selbst noch gar nicht benennen können.
Dankbarkeit ist kein Dauerzustand. Und auch kein „To-do“. Sie ist ein Gefühl – und Gefühle kommen nicht auf Knopfdruck. Sie lassen sich nicht erzwingen.
Der Mut, ehrlich hinzuschauen
Der Moment am Sonntag hat mir nicht gezeigt, dass ich undankbar bin. Er hat mir gezeigt, dass ich ehrlich mit mir bin. Dass ich fühle, was gerade da ist – und auch, was fehlt. Dass ich mir erlaube, nicht sofort zu reagieren oder zu verändern, sondern erst mal einfach nur zu beobachten: „Ah, so ist es also gerade.“
Und manchmal ist das schon genug. Nicht, weil es sich gut anfühlt – sondern weil es echt ist.
🧡 Ein kleiner Impuls für solche Momente
Wenn du merkst, dass du eigentlich dankbar sein „müsstest“, aber nichts fühlst, versuch es mal mit diesem Satz:
„Es ist ok das nicht immer zu fühlen."
Atme ein. Und beim Ausatmen wiederhole innerlich:
„So ist es gerade. Und das ist in Ordnung.“
Du musst nichts tun, nichts verändern. Manchmal ist Selbstmitgefühl genau das: Nicht dagegen ankämpfen, dass das Gefühl gerade fehlt – sondern dich liebevoll darin halten, bis du wieder bei dir ankommst.